Interview mit Peter Pichlmayr
Die entscheidende Frage für das Rotwild ist neben dem Eigentümerwille ein geeigneter Sommerlebensraum mit ausreichend Äsungsflächen und Rückzugsräumen, welche das Rotwild auch Tagsüber nutzen kann. Um einen sinnvoll zu bejagenden Rotwildbestand in der Steiermark erhalten zu können, und gleichzeitig die Wildschäden auf ein forstlich gut verträgliches Maß zu beschränken, kommt man auch um eine art- und fachgerechte Winterfütterung mit geschützten Wintereinständen nicht herum.
Zurzeit haben wir einen guten Rotwildbestand, der aber schlecht strukturiert ist. Wenn aber die derzeitigen Entwicklungen mit Fütterungsauflösungen, Revierzerstückelungen, desstrukturierten Abschussvorgaben bzw. –erfüllungen , Personaleinsparungen so weitergeht, wird es Rotwild nur mehr in wenigen Kerngebieten in der Steiermark geben. Zuvor werden jedoch die Wildschäden enorm ansteigen.
Grundsätzlich besteht in der Steiermark der landeskulturelle Auftrag einen artenreichen, gesunden und den Lebensraumverhältnissen angepassten Wildstand zu erhalten. Daher müssen alle Naturbewirtschafter und -nutzer zusammenwirken, speziell im Umgang mit Rotwild, aber auch im Umgang mit allen anderen Wildarten. Gute Lösungen werden meistens mit den Betroffenen vor Ort verhandelt, wobei der Grundeigentümer die Richtung vorgeben sollte. (Jagd, Forst, Landwirtschaft, diverse Tourismus- und Alpinvereine, Gemeinden bzw. Behördenvertreter).
Grenzenlose Naturnutzung bei Tag und Nacht ohne Rücksicht auf Wildtiere und deren Lebensraum durch Freizeitaktivisten. Grundbesitzer zu überzeugen, das schlecht versorgtes Rotwild hohe Schäden verursacht (Fütterungsauflösungen). Jäger ins bewusst sein holen, das überhöhte schlecht strukturierte Rotwildstände Schälschäden verursachen und das Abschussfreigaben fast rund um`s Jahr auf Dauer nicht möglich sind.
Durch die Zersiedelung und Verbauung der Landschaft, wurden die natürlichen Wechsel zwischen Sommer- und Wintereinständen unterbunden, natürliche Wintereinstände gibt es fast nicht mehr. Der Wintertourismus hat in den letzten Jahrzehnten extrem zugenommen. Wo früher Rotwild auf abgewehten Bergrücken überwinterte, sind heute jedes Wochenende Ski-Tourengeher und Schneeschuhwanderer unterwegs (teilweise sogar bei Nacht). Auch die Forstwirtschaft hat sich massiv geändert.
Vielerorts gibt es Kahlschlagwirtschaft mit dominanter Fichtenaufforstung das zu extremer Wildschadenanfälligkeit führt. Wie sich das Nichtfüttern auswirkt, hat gerade der letzte schneereiche Winter gezeigt (erhebliche Wildschäden und extrem hohe Fallwildraten in nichtgefütterten Gebieten). Auf Grund der angeführten Tatsachen kommt man in der Steiermark um eine sinnvolle art- und fachgerechte Rotwildfütterung nicht herum.
Die Steirischen Jägerinnen und Jäger leben mit der Natur –
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