Während der letzten zwei Jahrzehnte haben die Gamswildbestände im gesamten Ostalpenraum zum Teil stark abgenommen. Auch in der Steiermark fielen die Jagdstrecken deutlich: Um die Jahrtausendwende wurden noch über 5.000 Gams im Land erlegt, derzeit sind es rund 2.900. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Dazu zählen strenge Winter mit hohen Fallwildverlusten, Ausfall von Kitzen über den Sommer, Krankheiten, zunehmender Alpintourismus, Konkurrenz durch Rotwild – aber auch jagdliche Eingriffe, die über dem jährlichen Zuwachs liegen.
Auch wenn die neue deutsche Schreibweise aus der alpenländischen Gams die „Gämse“ gemacht hat, so blieb in Österreich die traditionelle Bezeichnung „Gams“ dennoch weiterhin gebräuchlich. Gams sind ideal an das Leben im Hochgebirge angepasst. Sie wechseln jährlich im Herbst vom fahlgelben, kurzen Sommerhaar in ein langes, dichtes schwarzes Winterhaar, sie haben eine dicke Herzwand – das Gamsherz schafft 200 Schläge pro Minute spielend. Dazu versorgen die ungewöhnlich zahlreichen roten Blutkörperchen die Tiere in Hochlagen bei steilen Kletterpartien oder Fluchten mit ausreichend Sauerstoff. Die Hornschalen können weit auseinandergespreizt werden, sodass sie im Schnee weniger tief einsinken und auch noch Halt auf kleinsten Felsvorsprüngen finden.
Familie: | Hornträger (Bovidae) |
Unterfamilie: | Ziegenartige (Caprinae) |
Art: | Nördliche Gams (Rupicapra rupicapra) |
Schulterhöhe: | 70 – 85 cm |
Lebendgewicht: | Böcke 30 – 50 kg, Geißen 25 – 40 kg |
Paarungszeit: | November |
Nachwuchs: | 1 Junges (eine Geburt/Jahr) |
Alter: | Böcke 13 – 15 Jahre (max. 21 Jahre), Geißen 15 – 20 Jahre (max. 24 Jahre) |
Beginn | Ende | |
Jagdzeit: | 01/08 | 31/12 |
April/Mai: Die Kitze kommen zur Welt, Gamsgeißen zehren von den letzten Winterreserven. Jänner/Februar/März: Ruhe und Energiesparen stehen an erster Stelle. Das Nahrungsangebot im Gebirge ist sehr begrenzt.
Auch wenn Gams Charaktertiere der Berge sind, grundsätzlich sind sie an keine bestimmte Seehöhe gebunden. Ein Teil lebt ganzjährig in Hochlagen über der Waldgrenze, andere wechseln zwischen Alm und Bergwald.
Daneben gibt es Gams, die ganzjährig im Wald, oder im Bereich von Schluchten und Gräben leben. Wichtig ist dabei immer zumindest ein geringer Felsanteil, der als Flucht- und Rückzugsraum gegenüber Feinden dient. In der Steiermark unterscheiden wir grob zwischen den Gams im Nordwesten der Mur-/Mürzfurche – sie besiedeln in der Regel alpines Gelände – und jenen Gams südöstlich davon.
Die Gams in den südöstlichen Landesteilen halten sich mehr im Mittelgebirge und in Wäldern auf. Hier sind die Zuwachsprozente deutlich höher als im alpinen oder hochalpinen Raum.
Gams sind im Sommer „Konzentratselektierer“, im Winter sind sie „Raufutterfresser“. Was heißt das? Im Sommerhalbjahr wählen diese Wildtiere gezielt hochwertige Kräuter und Gräser, jetzt selektieren sie die besten Nahrungspflanzen. Im Winter zehren sie von den Feistreserven, die sie im Spätsommer und Herbst angelegt haben.
Daneben bleibt ihnen nicht viel Auswahl, sie müssen nehmen was sie finden und was sie jetzt noch aus dem Schnee ausschlagen können. Das ist trockenes Gras, es können Flechten, Zwergsträucher, verholzte Triebe und sogar schwer verdauliche Latschen sein.
Gams sind tagaktiv. Wer sich etwas Zeit nimmt und Acht gibt, der kann diese Wildtiere besonders im freien Gelände über der Waldgrenze am Morgen oder während der späten Nachmittagsstunden gut beobachten. Während der meisten Zeit des Jahres leben Geißen, Kitze und einjährige Tiere in Rudeln.
Ältere Böcke sind meist allein, jüngere schließen sich oft zu Jungesellentrupps zusammen. Böcke und Geißen tragen Hörner; jene der Geißen sind weniger dick und auch weniger stark gekrümmt. Zur Brunftzeit im November messen sich rivalisierende Böcken oft bei halsbrecherischen Verfolgungsjagden. Das ist mit einem Wettlauf oder Sprint im extremen, felsigen Steilgelände zu vergleichen. Dabei kommt es auf Balance, Trittsicherheit, Wendigkeit, Tempo und natürlich auf die Kondition an – lauter Eigenschaften, die ein Huftier am Berg braucht.
Nach Tirol ist die Steiermark das „Gamsland Nr. 2“ in Österreich. Besonders die Reviere rund um den Hochschwab wurden bekannt, weil sich Erzherzog Johann dort sehr für die Hege dieser Wildart eingesetzt hat. Dabei bietet die Steiermark je nach Region aber ganz unterschiedliche Lebensräume für diese Wildart.
Die Jagd wird in Zukunft stärker auf diese Unterschiede eingehen. Vereinfacht nehmen die Gamsstrecken in den Revieren am Alpenostrand zu – das betrifft jene Vorkommen in den Mittelgebirgslagen südöstlich der Mur-/Mürzfurche. Die Jagdstrecken nordöstlich davon sind stark eingebrochen.
„Und ganz besonders in den Alpen wild,
wie die Rothaut nach den Skalpen,
sind hier die Burschen auf den Fährten,
der Gemsen, wegen ihren Bärten.“
(Eugen Roths Tierleben für Jung und Alt)
Der Gamsbart wächst den Gamsböcken nicht am Kinn, sondern auf dem Rücken: Die verlängerten Haare an Nacken, Kruppe und Widerrist werden „Gamsbart“ genannt.
Die Steirischen Jägerinnen und Jäger leben mit der Natur –
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