Das Reh war noch im 19. Jahrhundert eine Wildart, die in manchen Landesteilen eher selten war. Heute besiedelt es vom Dachsteinplateau bis in die Murauen die gesamte Steiermark. Auch die Stadt Graz hat diese anpassungsfähige Schalenwildart bereits erobert. Österreich zählt derzeit zu jenen Ländern Europas mit den höchsten Rehwildstrecken. Allein in der Steiermark werden jährlich mehr Rehe erlegt, als in der gesamten Schweiz. Das Reh ist heute ein Kulturfolger. Die besten Rehwildlebensräume gibt es im abwechslungsreichen Hügelland mit Waldinseln, Wiesen und Äckern.
Es ist noch nicht lange her, da haben Rehe den Polarkreis überschritten und Finnland von Norden her besiedelt. In den letzten Jahrzehnten haben die Bestände in vielen Ländern zugenommen, sodass derzeit in Europa jährlich etwa 2,7 Millionen Rehe erlegt werden. Studien zeigen: Das Nahrungsangebot ist einer der Hauptfaktoren dafür. Rehe sind sesshaft und kommen oft mit wenig Platz aus, sodass die Wilddichten stark anwachsen können. Allerdings nutzt viel Wild auf kleiner Fläche auch die Nahrungsressourcen intensiv, sodass es zu Konflikten mit den Zielen verschiedener Landnutzungsinteressenten kommen kann.
Familie: | Hirsche (Cervidae) |
Unterfamilie: | Trughirsche |
Art: | Europäisches Reh (Capreolus capreolus) |
Schulterhöhe: | 60 – 80 cm |
Lebendgewicht: | 20 – 30 kg, Geißen etwa 3 – 4 kg leichter als Böcke |
Paarungszeit: | Ende Juli/Anfang August |
Nachwuchs: | 1 – 3 (4) Junge (eine Geburt/Jahr) |
Alter: | max. 15 – 17 Jahre |
Jagdzeiten: | Die Jagdzeiten finden sie in der Rubrik "Jagd in der Steiermark" im Menüpunkt "Jagdzeiten" |
Ende Mai/Anfang Juni: Setzzeit! Die Kitze sind da, sie liegen während der ersten 3 Lebenswochen die meiste Zeit des Tages alleine ab.
Jänner/Februar: Im Hochwinter brauchen Rehe Ruhe um Energie zu sparen.
Erwachsene Rehböcke verteidigen von März bis August Reviere, die Geißen mit ihren Kitzen halten an Streifgebieten fest. Vereinfacht leben Rehe im Sommerhalbjahr als Einzelgänger, im Winterhalbjahr bilden sich auch größere Gruppen, vor allem auf baumlosen, offenen Flächen.
Am liebsten sind Rehe dort, wo der Wald aufhört oder anfängt. Mit anderen Worten: „Rehe bevorzugen Ränder.“ Hier gibt es in der Regel Deckung auf der einen und Nahrung auf der anderen Seite. Deutlich erkennbare Grenzen und Leitlinien im Lebensraum bieten Orientierung – auch Reviere können entlang solcher Bereiche besser abgegrenzt werden
Das kleine Reh braucht wenig, dafür aber qualitativ hochwertige Äsung. Rehe lieben Kräuter und eiweißreiche Pflanzen. Sie orientieren sich bei der Nahrungswahl auch am Geruch der Pflanzen. Es gibt in verschiedenen Rehfamilien sogar unterschiedliche Äsetraditionen, d.h. die Wahl der Nahrungspflanzen kann sich von einer Rehfamilie zur nächsten deutlich unterscheiden.
Am höchsten ist der Nahrungsbedarf für die Geißen am Ende der Tragzeit und während der ersten Wochen der Säugezeit. Im Früherbst steigt der Nahrungsbedarf aller Rehe, jetzt gilt es Fettreserven für den Winter aufzubauen.
Das europäische Reh zählt zu den kleinen Trughirscharten. Rehböcke werfen ihr Geweih im Herbst ab – über den Winter wächst dann wieder ein neues.
Das Reh ist hinten leicht überbaut, d.h. das Becken liegt etwas höher als der Schulterbereich. So schlüpft es leichter durch den dichten Unterwuchs. Rehgeißen werden zwar Ende Juli, Anfang August beschlagen, die Eizelle teilt sich nach der Befruchtung aber nur wenige Male und nistet sich dann in der Gebärmutterwand ein. Erst zum Jahreswechsel beginnt sich diese Blastozyste weiter zu teilen und wächst dann zum Embryo heran.
Die „Eiruhe“ ist für den kleinen Paarhufer die ideale Anpassung an einen Lebensraum mit stark ausgeprägten Jahreszeiten. Sie ermöglicht es dem Reh, dass die Fortpflanzungszeit in den Sommer fällt – danach bleibt noch genug Zeit um Energiereserven für den Winter aufzubauen – die Jungen kommen dennoch zu einer Jahreszeit auf die Welt, wo es ausreichend Nahrung für die Mütter gibt, und wo ihnen auch noch genügend Zeit zum Wachsen bis vor dem nächsten Winter bleibt.
Jährlich werden in der Steiermark rund 50.000 Rehe erlegt. Dazu kommen noch etwa 15.000 Stück Fallwild – wovon die Hälfte im Straßenverkehr umkommt. Rehwildbestände können kaum gezählt werden; diese Wildart versteht es ausgezeichnet sich zu verstecken. In Zusammenhang mit hohen Nachwuchsraten erschwert das die Bestandeskontrolle. Die höchsten Rehwildstrecken werden im Süden und Osten der Steiermark erzielt. Ein Blick auf das Satellitenbild dieser Region zeigt, dass es hier den idealen Mix aus Wald und Wiesen für diese Wildart gibt.
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